Interview mit Marcus Winter, Leiter Erzeugung
Wärmewende für Fürth: Was wir dafür tun!
Fürth will bis 2040 klimaneutral sein. Wie wir an diesem Ziel arbeiten, erklärt im Interview Marc Winter, Leiter Erzeugung bei uns.
Herr Winter, was tun wir aktuell, um die Wärmewende in Fürth voranzubringen?
Wir haben schon früh damit begonnen, für die Wärmewende relevante Themen im Stadtgebiet zu identifizieren und zu analysieren. Darüber hinaus haben wir einen sehr großen Teil der Daten und Fakten für die Erstellung der kommunalen Wärmeplanung an die Stadt Fürth geliefert und umfangreiche Vorarbeiten dazu geleistet.
Klingt spannend. Welche Vorhaben verfolgen wir daneben noch?
In dem größten Vorhaben wird mit einer Machbarkeitsstudie die Dekarbonisierung des Heizwerkes in der Fronmüllerstraße und eine Erweiterung des Fernwärmenetzgebietes in der Südstadt geprüft. In einem zweiten Schritt könnte dann auch die Fürther Innenstadt erschlossen werden. Dabei sollen Biomethan aus Eigenproduktion, industrielle Abwärme und vor allem Fluss- und Abwasserwärme im Bereich der Regnitz einbezogen werden. Wir prüfen aktuell, inwieweit sich eine grenznahe Kooperation mit der N-Ergie realisieren lässt und, ob man bereits existierende Erzeugungsanlagen und Infrastruktur nutzen kann. Das Ziel ist eine genaue Bedarfsanalyse, eine angepasste Erzeugung, eine optimierte, bedarfsgerechte Netzplanung und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, um später nachhaltig die Wärme ohne große Verluste in die Haushalte liefern zu können.
In diesem Rahmen beschäftigten wir uns mit der sogenannten „Hauptschlagader“. Sie beschreibt eine Transportleitung, die sich vom Heizkraftwerk in der Fronmüllerstraße quer durch die Stadt in den Bereich der Feuerwache in Fürth ziehen würde. Sie wäre für das Vorhaben „Fernwärmeversorgung für die Süd- und Innenstadt“ unabdingbar. Denn nur ein solches Infrastrukturprojekt gewährleistet, dass das große Wärmepotential aus dem Flusswasser im Bereich der Regnitz, in Kombination mit Abwasser aus der Kläranlage für die Fürther Bevölkerung genutzt werden kann. Wir müssen eine geeignete Trassenführung finden, die sowohl technische Belange abdeckt als auch zumutbar für die Fürther Bürgerinnen und Bürger sein muss.
Ergänzend dazu laufen derzeit zwei weitere Machbarkeitsstudien:
In der ersten geht es um die Nutzung von Grundwasserwärme als regenerative Energiequelle im Bereich des Brunnenfelds rund um die Kapellenruh und um Grundwasserströme in den Pegnitzwiesen nördlich vom Fürther Stadtpark. Dazu muss man wissen: Grundwasser hat das ganze Jahr über eine relativ konstante Temperatur. Wir würden diese Wärme gerne zum Teil entziehen und zu Heizzwecken mittels Wärmepumpen nutzen, ohne dabei den Wasserhaushalt nachteilig zu beeinflussen. Das ist ein sehr nachhaltiger Ansatz.
In der zweiten Studie beschäftigen wir uns mit der Frage der Quartiersentwicklung im Bereich rund um die Fürther Stadthalle, unter Nutzung der Flusswasserwärme über die bereits existierende Wasserkraftanlage Förstermühle. Ein kleiner Teil des Flusswassers würde dabei aus dem Turbinenabstrom entnommen und die Wärme entzogen. Dies hat den großen Vorteil, dass baulich an der Rednitz keine großen Veränderungen vorgenommen werden müssten. Auch hier würde dann mittels einer Wärmepumpe ein lokales Netz mit Wärme versorgt werden können. Der dazu benötigte Strom könnte zu 100 Prozent durch die Wasserkraftanlage erzeugt werden.
All diese Erkenntnisse fließen dann final in die kommunale Wärmeplanung mit ein.
Was ist Ihnen persönlich ein Anliegen bei der Wärmewende für Fürth?
Langfristige Perspektiven für eine nachhaltige Energieversorgung sind enorm wichtig. Schon heute nutzen wir dazu effiziente Technik und erneuerbare Energien. Wärmewende heißt für mich: mutig sein, Entscheidungen treffen, lokal handeln, nachhaltig denken und eine lebenswerte Stadt für kommende Generationen zu gestalten.